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Texterei über Werbung und Sprache
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Kein Gold für die Werbung

10/20/2017

 
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Die Swica ist eine Krankenkasse. Und die habe, so behauptet sie, zufriedene Kunden.
Das sei ihr auch unbenommen.
Die Beweisführung ist allerdings etwas gar dünn: Nehmen wir einmal an, dass beispielsweise der Hans Hugentobler an den Olympischen Herbstspielen von Castrop-Rauxel im 200-m-Lagen-Rückwärtstauchen siegt, dann steht auf seiner Goldmedaille «Olympische Herbstspiele Castrop-Rauxel». 
Doch wenn die Swica eine Goldmedaille in Kundenzufriedenheit erreicht, steht da nicht etwa «Kundenzufriedenheitswettbewerb der Stiftung Kassentest». Sondern «SWICA».
Erinnert mich irgendwie an den Olympiagründer Baron de Coubertin, der sich 1912 die Olympiamedaille in Poesie erdichtete, weil er der einzige Teilnehmer des Poetenstreits war ...
Man könnte jetzt über die üblen Gerüche des Eigenlobs philosophieren. Über die Glaubwürdigkeit der werberischen Idee. Und über die Brillanz der Ausführung. Das lasse ich jetzt einfach mal sein. Und sage nur das: Eine Telefonnummer auf einem Plakat ist Unsinn. Eine Telefonnummer in minimal lesbarer Schriftgrösse ist maximaler Unsinn. (Ja, ich weiss, es musste unbedingt noch ein «Call to Action» rein.)
Über den Rest hüllen wir uns in Schweigen.

Winterthur kauft zweiplätzige Stadtbusse

10/20/2017

 
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Ähm, ja. Das ist also der neue Winterthurer Stadtbus. Der sei, heisst es, besonders gut im Stadtverkehr. Denn als einziger Porsche darf er die Busspur benützen. Wenn es eine hat. Das Problem ist nur: Es hat in Winterthur praktisch keine. Und falls doch, kommt nach 200 Metern der Engpass, bei dem sich alle Privatporsches noch schnell vor den Porsche-Bus drängeln. Und dann vor statt hinter ihm im Stau stehen.
Also ist der Porsche-Bus praktisch gleich gut im Stadtverkehr wie der MAN-Bus – bei hohem Verkehrsaufkommen wird er wie alle anderen Stadtbus-Fahrzeuge sofort zum Stehzeug. Immerhin zum Stehzeug ohne Stehplätze.
Es gibt aber schon ein paar Unterschiede. Der Porsche hat beispielsweise weniger Türen. Dafür darf der Passagier immer neben dem Chauffeur sitzen. Das geht beim MAN nicht.
Mühsam wird es allerdings mit Kinderwagen. Oder mit Rollator. Dafür müsste man auf dem Porsche-Bus einen Dachträger montieren.
Doch nun zur zentralen Aussage des Plakats: Was will uns Stadtbus damit eigentlich sagen?
Keine Ahnung. Laut Lektion 1 des Crash-Kurses für textendes Personal gibt die Headline Antwort auf die (wie immer in Englisch gestellte) zentrale Frage des Konsumenten: «What’s in it for me?», und diese Antwort könnte man allenfalls deuten als «Mit dem Stadtbus bleibst du nicht im Stau stecken, sondern kommst immer pünktlich an.»
Aber das wäre gelogen. Denn: Was immer im Stadtbus steckt – in der Hauptverkehrszeit steckt er fest.
Vielleicht will das Plakat uns aber auch nur mitteilen, dass der Stadtbus-Marketingchef selber nie in einen Stadtbus steigen würde und sich deshalb seinen bescheidenen Porsche auf Bus umlackieren liess. Im Stadverkehr merkt man dann, dass in diesem speziellen Stadtbus ein Stadtbus-Kadermitglied steckt. Was den Konsumenten aber auch nicht wesentlich glücklicher macht.
Ähnliches gilt übrigens auch für den Stadtbus-Chef. Der zeigt nämlich auf dem zweiten, genauso sinnbefreiten Sujet der Kampagne seinen auf rot-weiss umgespritzen Stadtbus-Stadtpanzer. Was die Aussage auch nicht wesentlich glücklicher macht.
Fazit: Werbung, in der auch bei genauer Betrachtung nichts steckt.

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